Stricken mit Herz und Familie: Ein Gespräch mit Inga von Appelbanne Design
Manchmal entstehen die schönsten Geschichten ganz natürlich – so wie bei Inga von Appelbanne Design. Was als Leidenschaft einer jungen Mutter in Schleswig-Holstein begann, hat sich zu einer besonderen Reise entwickelt, die ländlichen Charme mit skandinavischer Klarheit verbindet.
Ihre drei Kinder sind dabei weit mehr als nur stille Beobachter – sie prägen Ingas kreative Welt auf eine Weise, die jeden Strickliebhaber zum Lächeln bringt. Im Gespräch wird schnell deutlich: Hier spricht jemand, der das Stricken nicht nur beherrscht, sondern mit einer ansteckenden Begeisterung lebt.
Wir haben mit Inga über ihren Alltag als Designerin, ihre Philosophie beim Entwerfen und ihren kreativen Prozess gesprochen.
Stricken und Familie gehören bei dir eng zusammen. Wie beeinflusst dein Familienleben deine Designideen?
Wirklich sehr. Oft kommen meine Kinder auf mich zu, während ich stricke, und fragen mich, ob es was für sie werden würde. Ist es nicht so, sehe ich eine kurze Enttäuschung im Gesicht, mit einem Folgekommentar, sie würden gerne dies oder das in einer bestimmten Farbe haben wollen. Auch wenn sie teilweise gar nicht so viel Strick tragen, wollen sie doch gerne von mir bestrickt werden. Die Mädels haben sogar schon Notizhefte, in denen sie ihre eigenen Designs zeichnen :) Das macht mich sehr stolz. Ansonsten entstehen viele Ideen aus dem Alltag heraus. Weil gerade etwas Bestimmtes gebraucht wird oder ich etwas bildlich vor mir sehe, wenn ich bestimmte Outfits oder Locations sehe.
Deine Designs verbinden ländlichen und skandinavischen Stil. Was macht für dich persönlich den besonderen Charme dieser Kombination aus?
Und den sportlichen Stil nicht vergessen. Ich liebe diese Kombination aus diversen Stilen einfach sehr, weil ich so meine Vorliebe für schlichte, alltagstaugliche Designs umsetzen kann, die doch ab und an ein kleines bisschen verspielt sein dürfen. Wie zum Beispiel durch ein kleines Lacemuster oder bei Kindern auch gerne mal die ein oder andere Rüsche oder Häkelborte.
Inga trägt den Kurzarmpullover Korn Tee - ein elegantes Design mit feinem Lochmuster am Saum. Die von oben nach unten nahtlos gestrickte Raglankonstruktion schafft eine schmeichelhafte Silhouette für jede Figur.
Was war das erste selbst entworfene Stück, mit dem du so richtig zufrieden warst – und strickst du es heute manchmal noch?
Das war die Perle Lokk Light. Ich liebe all meine Designs, aber diese Mütze stricke ich einfach immer noch super gerne und sie wird in der ganzen Familie auch immer noch getragen. Weil sie so schnell gestrickt ist, bekommen die Kinder ab und an auch einfach mal eine neue in ihrer Wunschfarbe.
Wenn du für Anfänger entwirfst – welchen typischen Fehler (bzw. Stolperstein) in Strickanleitungen vermeidest du bewusst?
Da gibt es meiner Meinung nach keine typischen Fehler, weil jeder ein anderes Verständnis für Strickanleitungen hat. Ich versuche meine Anleitungen so einfach wie möglich zu schreiben und sie durch z.B. Videotutorials besser zu veranschaulichen. Bei meinen Teststricks achte ich darauf, dass ich immer 1 bis 2 Teststricker dabei habe, die noch nicht so vertraut mit meinen Anleitungen sind und noch nicht so viel Strickerfahrung haben. Denn diese Teststricker weisen mich auf diverse Stolpersteine hin, die erfahreneren Stricker und mir nicht aufgefallen wären. Ich hoffe so meine Anleitungen für jeden gut umsetzbar machen zu können.
Du möchtest Anfänger ermutigen, über sich hinauszuwachsen. Welches deiner Projekte empfiehlst du mutigeren Neulingen als erstes?
Da würde ich auf jeden Fall die Perle Lokk Light, Ris Lokk oder die Lysande Socks empfehlen. In diesen Anleitungen lernt man ein Strickstück anhand einer Textbeschreibung und einem Chart zu stricken. Gleichzeitig wird man mit Strukturen oder auch Lacemustern vertrauter, so dass man sicherer darin wird, Strickanleitungen zu lesen und zu verstehen.
Wie unterscheidet sich dein kreativer Prozess beim Entwerfen für Kinder von dem für Erwachsene?
Die Kinderdesigns fallen mir oft im Alltag ein, wenn ich die Kinder beobachte. Zum Beispiel trägt die Mittlere ein süßes Kleid und ich denke: „Da würde aber ein Bolero gut dazu aussehen." Oder der Kleine weigert sich wieder mal seine Jacke draußen anzuziehen und ich denke: „Jetzt wäre ein Slipover oder eine Weste gut, damit Bauch und Rücken warm bleiben, er aber die Arme frei hat und sich nicht eingeengt fühlt."
Die Designs für Erwachsene entstehen bei mir oft, wenn ich bestimmte Kleidungsstücke einfach gerne in meiner Garderobe hätte und ich Lust auf ein bestimmtes Muster oder Garn habe. Dann experimentiere ich so lange, bis mein Gefühl sagt „ja, das ist es". Manchmal entstehen sie aber auch aus bestimmten Situationen heraus, weil mir genau so ein Teil gefehlt hat. Die Männerdesigns entstehen oft, weil Herr Appelbanne zu meinem Kleidungsstück sagt, das würde er auch tragen.
Strickst du auch spontan ohne Plan? Erzähl uns von einem Experiment, das überraschend gut (oder spektakulär schief) gegangen ist.
Ich starte sehr oft ohne Plan …haha. Das Lysande Tee ist zum Beispiel aus Lust und Laune entstanden. Ich hatte ein bestimmtes Garn da und habe diverse Muster ausprobiert und war total unsicher, was ich damit machen wollte. Dann habe ich mir einfach mal einen RVO berechnet und einfach mal angefangen zu stricken. Das Bündchen kam schon so schön raus, dass ich es einfach mal etwas länger gestrickt habe als gewöhnlich. Dann habe ich ein Lacemuster auf das Vorderteil gestrickt, das ich bei Pinterest gefunden habe. Und schon am Anfang der Passe war ich richtig aufgeregt, weil es mir so gut gefiel. Entstanden ist dann das Lysande Tee.
Tja, die meisten Ideen, die nichts werden, landen erstmal in der Ecke. Entweder packt mich die Muse dann doch noch oder es wird geribbelt.
Was macht für dich persönlich den "Aha-Moment" aus, wenn ein Design endlich so ist, wie du es dir vorgestellt hast?
Das ist ganz unterschiedlich. Ich habe dann immer ein bestimmtes Gefühl und bin dann ganz aufgeregt. Ich kann dann das Strickstück nur schwer weglegen, weil es mir solche Freude macht. Dieses Gefühl habe ich in ganz unterschiedlichen Stadien des Strickprozesses. Manchmal schon direkt am Anfang und manchmal muss ich fünfmal anfangen und diverse Teile fertigstellen, bevor dieses Gefühl kommt. Manchmal kommt es gar nicht und ich habe nur das OK-Gefühl.
Wenn Kunden deine Anleitungen stricken, welche Rückmeldung freut dich am meisten?
Am meisten freut es mich, wenn Kund:innen aufgrund meiner Anleitungen Neues gelernt haben, sich an Projekte getraut haben, die sie sich vorher nicht zugetraut haben und diese mit meinen Anleitungen geschafft haben. Oder auch wenn ich die Rückmeldungen bekomme, dass meine Designs gerne und viel getragen werden, weil man sich wohl darin fühlt und sich darin leiden mag.
Vielen Dank, liebe Inga, für deine offenen und inspirierenden Antworten!
Inga zeigt uns, dass die besten Designs oft aus den einfachsten Momenten entstehen – aus dem Familienalltag, aus dem Bedürfnis nach dem perfekten Kleidungsstück oder einfach aus der Lust am Experimentieren.
Falls ihr jetzt neugierig auf Ingas Designs geworden seid – lasst euch von ihrer Begeisterung anstecken und traut euch an euer nächstes Strickprojekt!
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